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Mein Hundespassminister

Hier lasse ich mal meinen Hundespassminister zu Wort kommen, ich glaube, er hat's verdient. Vorher muss ich aber aufklären, warum er überhaupt so genannt wird.

Wie schon erwähnt, leben wir zu Dritt mit insgesamt 8 Beinen. Bei meinen Menschen reagiere ich ganz unterschiedlich. Bei der Frau freue ich mich ganz toll, bin aber oft mit ihr zusammen und muss auch die langweiligen Dinge mitmachen. Bei ihm ist das aber anders:

Er nimmt mich mit in seine Agentur, wo ich den ganzen Tag machen kann, was ich will und auch tolle Nachbarn habe und, und, und ...

Wenn er nach Hause kommt, gehen wir oft noch zu dritt weg. Wenn er zu Hause bleibt (Wochenende sagen die dazu), machen wir auch immer was Tolles zusammen. So kann ich mich nicht zusammenreißen und freue mich immer, wenn ich mit ihm mitdarf. Manchmal etwas zu sehr. Oder viel zu sehr. Das ist Auslegungssache ....

Mein Hundeschulenoberlehrer Paule sagte, als er das hörte, es sei ja auch kein Wunder: Immerhin sei mein Zweibeiner für mich mein Hundespassminister. Dieses hat meine Zweibeinerin so gefreut, dass sie ihn gar nicht mehr anders nannte. Und dann kam ich auf die Idee mit der Website.

27. November 2006

Danke, Oskar,

seit einigen Tagen bist Du nun ein Jahr alt und bis auf die ersten Wochen Deines noch jungen Lebens hast Du die ganze Zeit bei uns verbracht. Nein, es war nicht immer nur leicht für uns mit Dir, Du unermüdlicher und dickköpfiger Wirbelwind.

Vielleicht haben wir uns ein bisschen früh für Dich entschieden - von Deinem Hunde-Vorgänger haben wir uns am 6. Januar vormittags verabschieden müssen, drei Wochen bevor Du kamst.

Er ist jetzt hinter der Regenbogenbrücke auf dem Tierfriedhof Jenfeld. Du bist noch zu jung für dieses Thema, aber selbst nach über 9 Monaten fällt es uns immer noch schwer, an Moritz (Muffi) zu denken, darüber zu reden ist selbst für uns alte Wesen nur schwer möglich. Ich erkläre Dir das mal später, wenn Du mit dem Lernen für Dein kleines Leben so weit bist, dass Du mehr verstehen kannst.

Die Tage waren leer und Moritz hat ein großes Loch hinterlassen. Aber er hat ein Testament hinterlassen, er wollte, dass wir weiter - oder besser wieder - mit einem Hund zusammen leben. All seine tollen Plätze zum Toben und Wälzen, sein Spielzeug, die Hunderunden, seine Kuschelstunden, die gemeinsame Suche nach dem besten Pinkelbaum, wenn das letzte Bier kneift, das durften wir nicht einfach anderen überlassen.

Wir haben dann lange überlegt, wann wir wieder ein neues Viech haben wollen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass Mitte März ein guter Zeitpunkt wäre, weil wir dann beide ganz viel Zeit haben, Dir Deine neue Welt zu zeigen. Ende Januar hat meine Frau dann angefangen, nach Dir zu suchen. Sie dachte, dass Du in einem Wurf zur Welt gekommen bist, den man schon anschauen kann und Du dann Mitte März mit circa 12 Wochen zu uns kommen könntest.

Sie hat sich an Ihren Rechner gesetzt und nach Welpen in Hamburg und Umgebung geschaut. Welcher Zufall das war, dass sie mit einigen Klicks nach Baden-Württemberg kam, weiss sie auch nicht, aber dann war die Anzeige von Dir da. Am 25. Januar haben wir die Bilder von Dir gesehen, am 27. Januar um 20.17 Uhr wurdest Du gebracht. Mann - waren wir aufgeregt. Ich selber habe nämlich schon viel mit Hunden zu tun gehabt, aber noch nicht mit einem so kleinen Pelz wie Du es warst.

Auf der anderen Seite: Klein ist gut. Als die Heckklappe geöffnet wurde, wurde der Himmel schwarz, so groß warst Du mit noch nicht einmal 10 Wochen. 15 Kilo hast Du schon gewogen, gefressen und gepinkelt wie ein großer.

Mein kleiner tapferer Krieger, was hast Du da schon alles mitgemacht: Erst nach und nach konnten wir Deine Tortur erkennen. Du bist mit noch nicht einmal 7 Wochen von Deiner Hundefamilie weggenommen worden, weil es Menschen gibt, die egoistisch meinen, je früher, desto größer die Prägung auf den Menschen. Nur bist Du keine Gans und die nicht Konrad Lorenz.

Dann hat die Zweibeiner-Familie, die Dich aufgenommen hat, eine Hundeallergie bekommen, obwohl sie schon einen Hund hatten. Ich sage hierzu nichts, es könnte Dir weh tun, meine Meinung zu Allergien bei größeren und auch sehr anstrengenden Hunden zu hören.

Dann musstest Du für 10 Tage tagsüber woanders hin, um 5.15 Uhr raus, dann fressen und dann wieder raus und das ganze um 13.00 Uhr noch einmal. BITTE ???? Ein Welpe hält sieben Stunden alleine durch? NEIN, NEIN und nochmals NEIN. Du musstest jeden Tag eingesperrt gewesen sein.

Dementsprechend war Deine Angst vor dem Alleinsein sehr groß. In den ersten Wochen konnten wir noch nicht einmal den Raum verlassen, ohne dass Du gleich vor Angst den Fussboden befeuchtet hast. Du warst so panisch, dass Du immer fast eine halbe Stunde gebraucht hast, bevor Deine Atmung wieder normal war und Du Dich wieder hinlegen konntest. Aber mit der Zeit hast Du gelernt, dass wir Dich nicht weggeben oder wegsperren. Dann fingst Du an, Dich richtig an uns zu klammern.

Mein Großer, es ist nicht immer leicht, einen alten, weisen Knaben gegen einen Jungspund auszutauschen, der den ganzen Tag nichts als Flausen im Kopf hat. Ich konnte lernen, dass es am Besten ist, seine Socken im Handstand anzuziehen, bevor sie wieder in einem Hundemaul um die Ecken ziehen und dass die Dusche und das Klo die einzigen sichere Orte vor Deinen Freu- und Spielanfällen waren.

Mit viel Geduld und einer guten Schule haben wir Dir zeigen können, dass Du uns vertrauen kannst und Du hast uns auch schnell gezeigt, dass es Dir viel Spass bringt. Wir haben bislang eine tolle Zeit verbracht, Du wurdest Kneipen- und WM-tauglich und gehörst so richtig zu uns. Auch andere Zweibeiner mussten lernen: Uns gibt es nur im Dreierpack !!!

Als Du neun Monate alt wurdest, warst Du plötzlich der Pöbel von Pöseldorf. Jedem kleineren Hund wolltest Du zeigen, wo Bartels den Most holt. In der Zeit warst Du auch richtig grantig, wenn wir Dich nicht gelassen hast. Wir wollten aber nur, dass Du das Ganze nicht ritualisiert und Dich daran gewöhnst und siehe da: Es ist vorbei. Jetzt spielst Du wieder mit anderen Hunden und hast viel Freude daran.

Es ist auch schön zu sehen, wie das gegenseitige Vertrauen jeden Tag wächst und Du ein großer Hund wirst. Du lernst so schnell, dass es uns manchmal schwer fällt, Dir zu folgen. Überlege auch mal für Dich, dass Du vor einem dreiviertel Jahr noch nicht einmal wusstest, was "Sitz", "Bleib" und "Hierher" bedeutet und heute fast schon erschreckend gut darin bist.

Bei allem, was Du tust, bist Du ein Einhundertprozentiger. Auch bei Deinen Macken. Wenn Du getobt hast, konntest Du nicht mehr aufhören. Als Du schwimmen gelernt hast, mussten wir Dich aus dem Wasser fast rausziehen, weil Du sonst sicherlich noch jetzt im Teich gewesen wärst. Auch unser Problem mit dem Ziehen an der Leine war (ja, war, ist nämlich vorbei) von Deiner Seite kompromisslos. Ebenso Deine Fröhlichkeit, Deine Freude und Deine Liebe zu uns.

Ich freue mich jeden Tag aufs neue, dass es Dich gibt und wir uns finden durften und ich weiss, dass wir alles erreichen, wenn wir uns nur genug Zeit dafür geben. Ich freue mich auf die vielen, vielen Jahre, die wir miteinander haben. Schön, dass es Dich gibt.

Dein Hundespassminister



19.08.07



Mensch, Oskar,

Du bist vielleicht eine Type geworden. Mit Deiner Fröhlichkeit und lachenden Sorglosigkeit steckst Du immer noch jeden an, obwohl Du schon fast erwachsen geworden bist. Am Mittwoch sind es schon 1 3/4 Jahre.

Was Dein Lernen angeht, so können wir alle stolz aufeinander sein. Du weisst viel mehr als andere Hunde und mit Deinem zunehmenden Alter wirst Du sicherlich auch noch ein bisschen konzentrierter.

Ich habe gerade mit Erschrecken Deine neue Seite über die Menschenmacken gelesen und möchte mich bei Dir entschuldigen. Ja, wir nennen es Zigaretten und lassen uns von diesem Sch... furchbar beeinflussen in unserem Leben. So viel, dass wir die schönen Sachen manchmal vergessen.

Und die Spaziergänge werden noch länger, Du musst uns ja nicht mehr teilen.

Du schaffst es, dass wir es schaffen ...


Dein Hundespassminister